Jedes Jahr schreibt wieder irgendjemand einen Artikel darüber, wie richtungsweisend die kommenden Wahlen sein werden. Und jedes Jahr ist die Stimmbeteiligung wieder enttäuschend. Dabei ist nicht nur die Stimmbeteiligung ausschlaggebend, sondern der Fakt, wer am besten mobilisieren kann. Für die FDP eine einfache Frage: Darin sind wir offenbar nicht gut. Darin sind wir schlecht.
Es ist schon beinahe ironisch, dass die aktuelle Welt eigentlich voller FDP-Themen wäre: Wir leben in einer Zeit, in der in Europa Krieg herrscht, in der die Inflation wieder Thema wird, wo unsere Infrastruktur langsam aber sicher an ihre Grenzen und darüber hinaus kommt und wo ganz ohne Aufschrei von der Politik über persönliches Eigentum bestimmt werden kann. Und worüber lesen wir? Über korrektes Gendern, den nötigen Abstand von einem Windrad zum Eigenheim und über die Anzahl Bäume in Winterthur. Das ist keine ab- schliessende Aufzählung, das wissen Sie. Einander gegenübergestellt, wirkt es fast ironisch. Und trotzdem ist das Politik-Alltag. Das nervt Sie? Ja, mich auch. Irgendwann ist es nicht mehr gemütlich, sich nur auszuruhen darauf, dass die Schweiz eben reich ist und dass es uns gut geht. Wohlstand ist nicht gottgegeben und wenn ich mehr Vertrauen hätte in Gott, als in die Wirtschaft unseres Landes, dann wäre ich vermutlich in einer anderen Partei. Ich bin aber in der FDP. Und das mit Stolz. Mit Stolz allein gewinnt man aber keine Wahl. Deshalb ist es die einfache Frage an Sie: Was bedeutet Ihnen Ihre Freiheit? So viel, dass Sie ein paar Stunden dafür aufwenden, Ihr Umfeld zu mobilisieren, um an einer Wahl teilzunehmen?
Ich hoffe es. Mir bedeutet meine Freiheit viel. Deshalb engagiere ich mich mit Martin Farner, Martin Huber und Raphael Tobler gemeinsam in diesem Wahlkampf. Weil es darum geht, den Leuten aufzuzeigen, dass die FDP sich gegen die überbordende Verbotskultur auflehnt und eine immer kreativer werdende Verwaltung nicht goutiert. Wer heute mobilisiert, macht die Politik von Morgen. Und wer heute wählt, legt den Grundstein für die nächsten Generationen. Heute gut mobilisieren können aber vor allem die Polparteien. Deshalb ist es auch nicht über- raschend, dass die Polarisierung immer weiter zunimmt und Kompromisse beinahe unmöglich werden. Gleichzeitig ist gemäss neusten Umfragen die Polarisierung eine der grossen Sorgen der Wählerinnen und Wähler. Paradox? Vielleicht. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass wir es als Brückenbauerin verpassen, den Leuten aufzuzeigen, dass Utopien nicht funktionieren. Denn dazu gäbe es Beweise genug. Die linksgrün-ideologische Politik funktioniert nicht. Es funktioniert nicht in den Städten, wo Wohnbauprojekte verhindert und die Strasseninfrastruktur vernachlässigt werden, und es funktioniert nicht auf Bundesebene, wo Referenden ergriffen werden, um grosse Vorlagen doch noch zu kippen. Aber wo bleibt der Aufschrei der FDP-Wähler? Wie mobilisieren wir?
Die Politik, die wir heute machen, beeinflusst nicht nur uns, sondern auch unsere Kinder und Enkel. Wäre es da nicht angebracht, sich ein bisschen mehr darüber zu empören, dass unsere Politik ihre Prioritäten setzt, wie ihr grad die Laune danach ist?
Ich hoffe, Sie empören sich. Ich hoffe, Sie ner- ven sich wie ich darüber, dass die Politik sich um die wichtigen Themen foutiert. Denn das ist es, was uns fehlt: Emotionen. Nerven Sie sich. Diskutieren Sie. Denn nur mit Emotionen und einem «Warum» können wir Wähler mobilisieren. Für mich ist das Warum klar: Weil mir meine Freiheit und die der nächsten Generationen das Wichtigste ist.