Trotzdem hat die «Unjurierte» das Potential, bei gleichbleibenden Ausgaben organisatorische Verbesserungen zu erfahren. Zu diesem Zweck habe ich im Namen der FDP-Fraktion im August 2023 eine Interpellation im Stadtparlament Winterthur eingereicht. Die Antwort des Stadtrates folgte im Januar 2024 und die finale Behandlung im Stadtparlament fand am 26. August 2024 statt. Folgende Ziele und Ideen beinhaltete der Vorstoss:
- Erhöhung des Ausstellungsturnus auf alle 2-3 Jahre
Dieser Wunsch kommt aus Kreisen der teilnehmenden Kunstschaffenden und könnte die Strahlkraft weiter erhöhen. Die Antwort des Stadtrates zur Erhöhung des Ausstellungsturnus scheint etwas mutlos – er will am 4-Jahre-Turnus festhalten. Doch öfter wiederkehrende Veranstaltungen prägen sich wohl allgemein mehr ein und sind dann eher kultureller Fixpunkt. Hier wäre es auch wichtig, die Bedürfnisse der Ausstellenden abzufragen. - Gleichzeitige Verkürzung der Ausstellungsdauer zur Reduktion der Mietkosten am Ausstellungsort.
Die «Unjurierte» dauert heute 10 Tage und generiert entsprechend hohe Mietkosten in der Eulachhalle. Pro Tag belaufen sich diese auf ca. 8000 – 9000 CHF. Aus unserer Sicht würde eine kürzere Dauer einerseits die Personendichte pro Tag erhöhen, wie auch etwas Geld für andere Positionen, wie vielleicht einen erhöhten Ausstellungsturnus freispielen, denn der Aufwandüberschuss betrug bei der letzten Durchführung 183'500 CHF zulasten der Stadtkasse. - Aufhebung der Verkaufsprovision, dafür höhere Teilnahmegebühren
Mit dem Verkauf der Kunstwerke über das Amt für Kultur, fungiert dieses als Zwischenhändlerin und damit quasi als Galerie und erhält eine Verkaufsprovision. Der Ertrag der Kunstverkäufe im 2022 betrug 142'750 CHF, dies machte einen Provisionsanteil an die Stadt von 24'267 CHF. Aus unserer Sicht wäre es einfacher, die Kunstschaffenden selbst verkaufen zu lassen und somit auf die Verkaufsprovision zu verzichten. Im Gegenzug könnte man die Teilnahmegebühren etwas erhöhen, z.B. von heute 180 CHF auf neu ca. 250 CHF. - Auslagerung der Organisation an eine private Trägerschaft mit einer Leistungsvereinbarung im Gegenzug
Die Stadt ist keine Eventagentur. Erstens ist das keine Kernkompetenz und zweitens blockiert das in der Verwaltung Ressourcen für andere Aufgaben. Ich bin überzeugt, dass dafür eine private Trägerschaft aus den Reihen der Ausstellenden gefunden werden könnte. Um diesen für die Kulturstadt wichtigen Anlass zu sichern, wäre eine Leistungsvereinbarung über dieselbe Summe die Lösung. Der Stadtrat hat nun bereits in seiner Antwort auf diesen Vorstoss dargelegt, dass er vertieft überprüfen will, ob eine Auslagerung möglich sein könnte - Mehr Massnahmen zur Attraktivitätssteigerung der «Unjurierten»
Hier kamen einige einfache, aber zweckmässige Vorschläge seitens Amt für Kultur, wie z.B. Aufbau der Sichtbarkeit, Workshops, mehr Kooperationen und Netzwerkaufbau, Publikumsinteraktion und last but not least, flexiblere Ausstellungsorte. Diese Punkte sind alle sehr zu begrüssen, vorallem jener mit den flexiblen Ausstellungsorten wäre interessant. Zwischennutzungen und die Nutzung temporärer Räume sind sowohl ideell für diese Ausstellung wie auch finanziell interessant. Wäre es nicht z.B. denkbar, die «Unjurierte» in der Halle 710 am Eulachpark durchzuführen? Auch die nächste Jungkunst findet dort statt. Die Halle ist im Eigentum der Stadt und würde somit die Mietkosten entfallen lassen
In einigen Punkten zeigt sich der Stadtrat bereit, die Organisation dieser beliebten Kunstausstellung zu überprüfen, so hauptsächlich in der Überführung in eine private Trägerschaft. An der Entscheidung, den Anlass jedoch nur alle 4 Jahre durchzuführen, will er festhalten.
Raphael Perroulaz
Stadtparlamentarier FDP, Mitglied Kunstkommission, Mitglied Sachkommission Umwelt und Betriebe