Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Das Thema, mehr Wasserfläche für Winterthur zu schaffen, bewegt verständlicherweise die Gemüter. Doch Entscheidungen von solcher Tragweite dürfen nicht nur mit dem Herzen, sondern müssen mit dem Verstand getroffen werden. Dass Winterthur mehr Wasserfläche braucht, ist unbestreitbar, auch die FDP stellt das nicht in Frage. Zwei Mal haben wir deshalb an vorderster Front für mehr Wasserfläche gekämpft; beide Male wurden die (deutlich günstigeren) Vorlagen vom Stimmvolk abgelehnt.

Die aktuelle Vorlage überzeugt uns jedoch nicht. Sie ist eine Finanzkeule sondergleichen: Es handelt sich um einen Vertrag für die nächsten 15 Jahre mit jährlich wiederkehrenden (!) Kosten von 2,9 Millionen Franken. Wohlgemerkt: Das Schwimmbad gehört uns trotz dieser fast 44 Millionen nicht. Das wären Miete und Betriebsbeitrag an die WIN4 AG. Wem das kein Stirnrunzeln bereitet, der kennt die finanzielle Situation der Stadt Winterthur nicht: Denn dieses Geld hat Winterthur schlichtweg nicht. Die Lage ist so ernst, dass die Stadt wegen der jährlichen Kosten von 2,9 Millionen die Steuern um 1 % erhöhen müsste, da sie das Geld anderweitig nicht aufbringen kann. Für die Miete eines Schwimmbads, das nicht einmal ein 50-Meter-Becken hat

Irgendwo muss man in einer Stadt anfangen, Prioritäten zu setzen. Dass man sich damit nicht nur Freunde macht, ist klar. Es bringt aber nichts, sich Freunde zu machen dadurch, dass man die Augen vor den finanziellen Realitäten verschliesst.

Als würden diese Argumente nicht bereits für ein klares „Nein“ sprechen, gibt es noch weitere Bedenken: Im Falle eines Konkurses der WIN4 AG müsste die Stadt das Hallenbad übernehmen, was zusätzliche finanzielle Risiken mit sich bringen würde.

Winterthur hat sich das Ziel gesetzt, bis 2040 Netto-Null CO₂ zu erreichen. Der Bau eines Hallenbads würde jedoch den Klima- und Energiezielen der Stadt entgegenwirken; deshalb lehnt auch der Stadtrat die Vorlage klar ab.

Manchmal wünschte man sich, alles wäre Gold, was glänzt. Das Hallenbad mag golden glänzen – aber Gold ist es bestimmt nicht.

Cristina Mancuso Cabello