Die Datenquellen, auf welche sich das Energieportal stützt, sind nicht immer aktuell. Dies wird einem auf dem Portal sogar mitgeteilt. Es geht noch weiter, man wird gleich aufgefordert, wenn die Angaben fehlerhaft seien, diese mittels eines Links zu melden. Möchte ich das? Interessiert das jemanden? Grundsätzlich erwarten wir, dass die Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer erst einmal angefragt werden, ob sie damit einverstanden sind, wenn ihre Liegenschaft mit solchen Angaben publik gemacht wird. Denn dann könnte man die Angaben vorgängig korrigieren und das Einverständnis der Hausbesitzer einholen.
Die Stadtverwaltung, die sich sonst immer gerne hinter dem Datenschutz versteckt, erachtet es als unproblematisch, dass jede und jeder die Gebäude der Nachbarn im Hinblick auf die verwendete Wärmequelle und den CO2-Ausstoss abfragen kann. Gerade von der Stadtverwaltung erwarten wir aber korrekte und verlässliche Informationen. Dieses Energieportal trägt hier leider nicht dazu bei.
Schlimmer noch: Das Energieportal kann dazu führen, dass, wenn eine Liegenschaft verkauft werden soll, potenzielle Interessenten davon absehen, weil sie auf den ersten Blick denken, dass sie nicht in eine „CO2-Schleuder“ investieren möchten. Oder der Kaufpreis der Liegenschaft kann bei einer Schätzung durch Falschangaben gemindert werden. Dies, obwohl eventuell diverse andere energetische Massnahmen umgesetzt sind (z.B. eine Solaranlage auf dem Dach, isolierte Fenster, Fassadendämmungen usw.). Das Energieportal basiert nur auf hinterlegten Angaben zur Wärmequelle.
Die Empfehlungen, die das Energieportal gleich mitliefert, sind gut gemeint und können tatsächlich einen kleinen Beitrag darstellen, um aufzuzeigen, welche Alternativen es gibt. Leider nützt es nichts, wenn die Empfehlung lautet „vorgesehenes Wärmenetz - in Planung“, denn wenn ich demnächst eine neue Heizung benötige, kann ich nicht warten, bis die Planung und Umsetzung der Stadt abgeschlossen ist. Oder wenn als Empfehlung „Erdsonden-Wärmepumpe“ steht, das Grundstück jedoch nicht geeignet ist für Erdsonden, weil schlicht kein Platz vorhanden ist.
Nach der ersten Kritik seitens der FDP Winterthur und dem Hauseigentümerverband Winterthur wurde immerhin still und heimlich der digitale Pranger – sprich die Einstufung - der Liegenschaft entfernt. Der theoretische CO2-Ausstoss des Gebäudes wird nicht mehr dargestellt. Das Energieportal wurde dadurch inhaltlich aber noch nicht besser. Es bleibt damit ein mit verschwendeten Steuergeldern entwickeltes Tool, auf dem sich Neugierige aufhalten und schauen können, wie der Nachbar seine Liegenschaft beheizt – auch wenn die Angaben mit Vorsicht zu geniessen sind.
Dani Romay - Mitglied Stadtparlament Winterthur